23.11.2024: Jahresabschlussessen
Liechtensteinische Ex-Außenministerin Dr. Katrin Eggenberger bei der DÖG Wetzlar
Ein kleines, aber feines und stolzes Land zwischen Österreich und der Schweiz
Kennen Sie Liechtenstein? Natürlich werden die meisten der so Gefragten antworten. Aber ist das Wissen um den Zwergstaat Liechtenstein tatsächlich Allgemeingut? Dass das deutschsprachige und katholisch geprägte Fürstentum – mit seiner Größe von gut 160 Quadratkilometern der sechstkleinste Zwergstaat weltweit – „eingeklemmt“ zwischen Österreich und der Schweiz ganze 39.000 Einwohner verzeichnet, und davon in der Hauptstadt, treffender im Hauptort Vaduz 7800 Einwohner zu Hause sind? Zur Verdeutlichung: das Staatsgebiet des zweifelsfrei sehr kleinen Landes ist gerade mal gut doppelt so groß wie die Fläche der Stadt Wetzlar.
Eingefleischten Liechtenstein-Urlaubern sei dieses Wissen in Sachen Landeskunde zugebilligt, bei dem großen Rest dürfte auf entsprechende Fragen eher Schulterzucken die Reaktion sein. Die Gelegenheit, das im Blick auf das nur 30 Kilometer südlich des Bodensees liegende Fürstentum und Urlaubsland verbreitete Unwissen in etwas mehr Kenntnis zu verwandeln, nahmen rund 140 Gäste der mit einem schmackhaften Gänsekeulen-Essen verbundenen Jahresabschlussfeier der Deutsch-Österreichischen Gesellschaft Wetzlar im Bürgerhaus Büblingshausen wahr.
Referentin
Denn als Gast der Veranstaltung brachte die ehemalige Außen-, Justiz- und Kulturministerin Liechtensteins, Dr. Katrin Eggenberger, ihr Heimatland mit seinem geschichtlichen Werdegang und aktuellen Besonderheiten den Mitgliedern der Deutsch-Österreichischen Gesellschaft Wetzlar näher. Dabei darf Dr. Eggenberger, Jahrgang 1982, im Blick auf ihre Vita durchaus als schillernde Persönlichkeit bezeichnet werden.
Ihre Bachelor- und Masterabschlüsse in Sachen internationales Management und Finanzdienstleistungen erwarb Eggenberger an den Universitäten Liechtenstein und Harvard. Sie forschte an den Universitäten Princeton und Cambridge, arbeitete für das Weltwirtschaftsforum in Genf, lebte in Japan, Großbritannien und Amerika und war von 2019 bis 2021 in ihrem Heimatland Lichtenstein Ministerin für Äußeres, Justiz und Kultur. Zudem reüssierte Katrin Eggenberger als Spitzensportlerin. Sie war zwei Jahrzehnte lang aktive Synchronschwimmerin im Einzel wie mit der Mannschaft und trat mit der Schweizer Nationalmannschaft bei zahlreichen Weltcups, Welt- und Europameisterschaften an – und ist bis heute als internationale Wertungsrichterin rund um den Globus im Einsatz.
Geschichte
Unter dem Titel „Liechtensteins Weg von Österreich zur Schweiz“ nahm Dr. Katrin Eggenberger ihr Publikum mit auf eine interessante und lehrreiche Reise durch die Geschichte eines kleinen Landes, das ausgehend von seinen österreichischen Wurzeln und finanziellen Turbulenzen adeliger Familien vor gut 300 Jahren damit begann, zu einem eigenständigen und souveränen Staat heranzuwachsen, der heute eng mit der Schweiz verbunden ist. Kaiser Karl VI. erhob die „zusammengekauften“ benachbarten Gebiete der Herrschaft Schellenberg und der Grafschaft Vaduz 1719 zum Reichsfürstentum Liechtenstein. 1806 wurde Liechtenstein Mitglied des Rheinbundes und erlangte dadurch volle Souveränität. Der damalige Fürst Johann I., ein angesehener österreichischer Feldmarschall, genoss das Vertrauen Napoleons und sicherte dadurch das Fortbestehen Liechtensteins als souveräner Staat auch nach der Auflösung des Rheinbundes 1813 – wozu wohl auch die Tatsache beigetragen haben dürfte, dass das kleine und über keine Bodenschätze verfügende Land lange Zeit ein kaum beachtetes Territorium blieb.
Mit dem Zerfall Österreich-Ungarns orientierte sich Liechtenstein zunehmend nach Westen und band sich schließlich wirtschaftlich und politisch enger an die Schweiz, wodurch es auch gelang, in den Wirren des Zweiten Weltkrieges neutral zu bleiben. Heute ist die enge Beziehung zur Schweiz in Liechtenstein allgegenwärtig. „Ob in der Industrie, bei der Gesetzgebung oder in der internationalen Zusammenarbeit: Liechtenstein hat gezeigt, wie ein kleiner Staat durch Innovation, Kooperation und Offenheit Großes erreichen kann“, schloss Eggenberger ihren Vortrag.
Liechtenstein-Fahrt
Liechtenstein ist vom 15. bis 18. Juni 2025 laut Boris Rupp, Sprecher des Deutsch-Liechtensteinischen Freundeskreises, und Hans-Jürgen Irmer, Präsident der Deutsch-Österreichischen Gesellschaft, Ziel einer Exkursion, an der rund 50 Interessierte teilnehmen können und die Hans-Jürgen Irmer als „Klassenfahrt“ apostrophierte.