Gemeinsame Veranstaltung von DÖG und Kulturgemeinschaft

Wunderbarer Heurigenabend mit Schrammelmusik

Eines kann man der Deutsch-Österreichischen Gesellschaft Wetzlar, der größten von zahlreichen Partnerschaftsgesellschaften in Stadt und Kreis, nicht vorwerfen, dass sie nämlich ihren – bei stetig steigender Tendenz – mittlerweile 440 Mitgliedern, nichts oder zu wenig bieten würde. Umfang- und abwechslungsreich ist das Veranstaltungsprogramm der in knapp zwei Jahren auf 40 Jahre ihres Bestehens zusteuernden DÖG, in dem sich die Ideen des agilen Vorstandes mit den Interessen der Mitglieder und Freunde zur beiderseitigen Zufriedenheit finden und vereinen.

Jüngstes Veranstaltungs”kind” der DÖG Wetzlar ist oder war Mitte September der “Heurigen-Abend” in der mit gut 100 Gästen ausverkauften “Blattform” im Gewerbegebiet Hörnsheimer Eck. Unter dem Motto “Ja, das sind halt Wiener G’schichten” fungierten dabei die Deutsch-Österreichische Gesellschaft e. V. und die Wetzlarer Kulturgemeinschaft e. V. als gemeinsame Veranstalter, wobei die beiden Vorsitzenden Hans-Jürgen Irmer und Boris Rupp mit dem hauptamtlichen und für die städtischen Finanzen verantwortlichen Stadtrat Jörg Kratkey, dem ehrenamtlichen Stadtrat Frank Kontz und dem Landtagsabgeordneten Dr. Matthias Büger auch kommunalpolitische Prominenz sowie mit Kai Uwe Schöler den Leiter der Wetzlarer Musikschule unter den Gästen begrüßen konnten.

Und Letzteren, den Fachmann, dürften die mit Wiener Schmäh und Wiener Zauber präsentierten musikalischen und sängerischen Darbietungen des niederösterreichischen Baritons Daniel Gutmann im Zusammenspiel mit den “OÖ. Concert-Schrammeln” ebenso begeistert haben wie das gesamte Publikum. Vorgetragen – und das ist heutzutage eher eine Seltenheit – ohne Mikrofon und Lautsprecher-Verstärkung, einfach nur live gespielt und live gesungen – und ebenso unverfälscht vom Publikum gehört. Und – aber nicht nur deshalb – mit viel Beifall bedacht.

Wenn Musik, wie ihr nachgesagt wird, wohltuende und gar heilende Kraft zu entfalten imstande ist und es für dies Bewertung und Einschätzung eines Beweises bedürftig wäre, dann ist er sicher auch mit der Schrammel-Musik erbracht. Live gespielt und gesungen, ein wohliger Genuss für Herz und Gemüt.

Dass ein Veranstaltungsort wie die “Blattform” die Atmosphäre eines Wiener Heurigen-Lokals trotz des Angebots österreichischer Weine, Schnäpsen aus der Wetzlarer Partnerstadt Schladming und deftigen Schinken-Käse-Jausentellers aus Solms nicht kopieren oder gar ersetzen könnte, das lag ohnehin außerhalb der Erwartungen von Veranstaltern und Publikum. Was aber dem Genuss der einzigartigen Schrammel-Musik keinen Abbruch tat.

Boris Rupp erläuterte in seiner Begrüßung Herkunft und Wesen der Schrammel-Musik, einer speziell für Wien typischen Musikgattung des ausgehenden 19. Jahrhunderts, die nach den Wiener Musikern, Geigern und Komponisten Johann und Josef Schrammel benannt ist, Wiener Volksmusik der besonderen und unverkennbaren Art.

In Wetzlar wurde sie vorgetragen von den als “OÖ. Concert-Schrammeln” als Quartett agierenden und musizierenden professionellen Solisten, Kammer- und Orchestermusikern Peter Gillmayr (1. Violine), Kathrin Lenzenweger (2. Violine”), Andrej Serkov (Schrammelharmonika) und Guntram Zauner (Kontragitarre). Mehr braucht’s nicht an Instrumentarium, um dem Publikum die Schrammel-Musik in Ohr, Herz und Gemüt zu spielen, was den Vieren spielend gelang. Und zwar nicht nur mit Stücken von Johann Schrammel, sondern auch mit zahlreichen Kompositionen anderer Komponisten von Franz Schubert über Gustav Pick bis Carl Maria Ziehrer und Robert Stolz.

24 Titel an der Zahl, je zur Hälfte vor und nach der Pause, reichten die Musikanten dem Publikum zum Genießen dar, zur Hälfte garniert, veredelt und getoppt von dem 33 Jahre alten Daniel Gutmann, einem Bariton der Spitzenklasse mit einer voluminösen und raumfüllenden Stimme und einem (Wohl-)Klang, wie ihn die Wetzlarer Blattform wohl noch nicht erlebt hat. Der Opernsänger ist seit 2019 Ensemblemitglied des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München. Der Oberösterreicher widmet sich dazu regelmäßig dem Konzert- und Liedgesang, wobei ihn Konzertreisen und Liederabende vor allem nach Österreich und Deutschland, aber auch bis nach New York, Washington und Singapur führten und führen. Aber auch als Manager, Frontman und Songwriter hat Gutmann mit seiner Countryband “The Groovecake Factory” schon zahlreiche Meriten gesammelt.

Fazit: ein gelungener Heurigenabend mit bekannten musikalischen Wiener G’schichten im Schrammel-Stil. Eine erste Ausgabe, die wohl nicht die letzte sein wird, wie Hans-Jürgen Irmer (DÖG) und Boris Rupp (Wetzlarer Kulturgemeinschaft) prognostizierten. Und dies wiederum als gemeinsam getragene Veranstaltung. Sich zusammenzutun und das Publikum in Kooperation zu – zum Beispiel – kulturellen Veranstaltungen einzuladen, erkennt Boris Rupp als einen Trend, den er, weil sinnvoll und vorteilhaft, gerne unterstütze.

Großartiger Auftritt: Bariton Daniel Gutmann